Der Therapeut und Forscher Wilhelm Reich wurde 1897 als Sohn von Léon und Cecilia in Dobzau, auch Dobrzanica, damals österreichischen Galizien, geboren. Er hatte einen jüngeren Bruder. Sein Vater war Gutsbesitzer. Seine Kindheit verbrachte er in Jujinetz in der Bukowina. Seine Eltern waren jüdischen Herkunft, dennoch wuchs er ohne religiöse Erziehung auf. Er wurde zunächst von Privatlehrern unterrichtet, besuchte aber später das Gymnasium in Czernowitz.
Als er 14 Jahre war beging seine Mutter Selbstmord. Sein Vater wurde daraufhin depressiv, wurde krank und verstarb 1914. Wilhelm musste daher als ältester Sohn mit 17 Jahren die Leitung des Hofes übernehmen. 1915 wurde er von einrückenden russischen Truppen zur Flucht gezwungen und trat in die kaiserlich königliche Armee ein. Dort kämpfte er bis zum Kriegsende 1918.
Nach dem Krieg ging er an die Universität zu Wien und studierte zunächst ein Semester Rechtswissenschaften, dann wechselte er zu Medizin. Im Zuge dieses Studiums wurde er auf die Psychoanalyse nach Freud aufmerksam und es gelang ihm 1920 noch als Student, als große Ausnahme, Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung zu werden. Mit Billigung Freuds arbeitete er fortan als Psychoanalytiker in Wien.
Er heiratete 1921 in Wien seine erste Frau, die Medizinstudentin und spätere Psychoanalytikerin Annie Reich, die zuvor eine Patientin von ihm gewesen war. Das Paar hatte zwei Töchter, Eva wurde 1924 geboren, Lore 1928.
1926 geriet er in einen Konflikt mit Freud, da er die Meinung vertrat Neurosen seien nur durch prophylaktische Maßnahmen zu beseitigen, während Freud auf Einzeltherapie setzte. Dies führte letztendlich 1934 zu seinem Ausschluss aus der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung.
Er verließ Wien 1930 mit seiner Familie und ging nach Berlin, wo er sich offen zum Marxismus bekannte und der Kommunistischen Partei Deutschland beitrat. Dies und seine Veröffentlichungen führen dazu, dass er 1933 Berlin wiederum verließ und nach Skandinavien ins Exil ging. Seine Bücher wurden in Deutschland verboten und sogar verbrannt.
Er ließ sich zunächst in Kopenhagen nieder, verlor aber 1934 seine Aufenthaltsgenehmigung. Aus diesem Grunde übersiedelte er nach Oslo.
Er hatte sich 1933 von seiner Frau Annie getrennt und lebte nun mit der Balletttänzerin Elsa Lindenberg zusammen.
In Oslo stattete sich Reich ein Labor aus um sich mit der Theorie der Körperpanzerung und der Vegetotherapie näher zu beschäftigen. Im Zuge dieser Experimente entdeckte er Energiebläschen, die nicht völlig organisch, aber auch nicht völlig anorganisch waren. Sie bewegten sich zwischen leblos und lebendig. Er gab ihnen den Namen Bion (Die Bione. Zur Entstehung des vegetativen Lebens (1938)). Den gleichen seltsamen Auflösungsprozess stellte Reich auch im Gewebe von Krebspatienten fest. Damit war der Grundstock für seine Orgonforschung gelegt.
1939 emigrierte Reich in die USA. Er ließ sich ohne seine Lebensgefährtin Elsa Lindenberg, jedoch mit seinem Labor, in New York nieder. Er hatte dort einen Lehrauftrag erhalten.
In den USA heiratete er Ilse Ollendorff, mit der er 1944 einen Sohn namens Peter hatte. Die Ehe wurde 1954 geschieden.
In den USA trieb Reich auch seine Bionforschung weiter und entdeckte die Orgonenergie (siehe auch Reichs Experimente).
Reichs Fangemeinde wurde in den folgenden Jahren immer größer, was auch im Hinblick auf die wachsende Angst vor Atomkraft zu erklären war. Er schrieb Bücher und hielt Vorträge über die Orgonenergie. Auch viele Ärzte verwendeten seine Orgonakkumulatoren. Trotz dieser Berühmtheit forschte Reich weiter mit dem Orgon. 1951 begann er das ONANUR Experiment, in dessen Verlauf er DOR (Deadly Orgon Radiation) entdeckte, eine tödliche Form des Orgons, welches er selbst künstlich produziert hatte. Während der Experimente erkrankten aber auch viele seiner Mitarbeiter schwer oder starben sogar. Auch Reich erlitt einen Herzinfarkt. Er ließ das Labor sofort evakuieren. Unter dem Eindruck dieser Ereignisse legte er in den folgenden Jahren den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Bindung und Vernichtung oder Neutralisation von DOR, da er darin eine große Gefahr für die Menschheit erkannte. Es gelang ihm zwar bei seinen weiteren Forschungen in gewissem Maße das DOR zu kontrollieren und zu binden, an der Beseitigung und Neutralisation scheiterte er jedoch. Außerdem griffen diese Experimente seine Gesundheit immer weiter an.
1955 wurden von einem Gericht seine Bücher und die Orgonakkumulatoren verboten. Ein Verbot das Reich jedoch nicht bereit war zu akzeptieren, was dazu führte, dass er 1956 zu einer 2-jährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Er trat die Haft 1957 an und verstarb während dieser Haft am 3.November 1957 an Herzversagen. Viele sahen in seinem Tod eine Spätwirkung seiner Experimente zum DOR.
In der Zeit darauf wurden in den USA nach einem Gerichtsbeschluss sämtliche Bücher Reichs sowie Schriften, die auf seiner Lehre zum Orgon beruhten oder das Wort Orgon enthielten, zwangsweise verbrannt. Somit wurden annähernd seine kompletten Forschungsergebnisse aus dieser Zeit ein Opfer des Feuers.
Zudem hatte Reich testamentarisch verfügt, dass sein Nachlass erst 50 Jahre nach seinem Tod der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden dürfte.
Das führte dazu, dass die Lehren Reichs zur Orgonenergie und das Wissen darum in der Folgezeit in den Untergrund verschwanden und vieles unwiederbringlich zerstört wurde.
2007, 50 Jahre nach seinem Tod, wurden seine Dokumente von der Bibliothek der Harvard Universität der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.