Es ist nicht neu, dass der gesamte Körper ein kleines System ist, in dem sich alle Funktionen und Abläufe gegenseitig bedingen und voneinander abhängen. Viele verschiedene Kreisläufe im Körper werden heute nicht mehr als einzeln für sich stehend und arbeitend betrachtet, sondern ihre Abhängigkeit voneinander erkannt. Was jedoch lange Zeit vernachlässigt wurde, ist die Tatsache, dass auch die Psyche und das Unterbewusstsein ihren Anteil daran haben. Gerade in diesem Bereich wird oft der Ausdruck „psychosomatisch“ (vom griechischen Wörtern „Psyche“ für Seele und „Soma“ für Körper ableitet) verwendet. Wie gut der Körper funktioniert, sich fühlt und sich an äußere Umstände anpassen kann, hat also nicht nur mit seinen chemischen Prozessen zu tun. Ganz im Gegenteil, immer mehr Gesundheitsexperten stellen fest und forschen daran, dass die Gedanken und Gefühle eines Menschen sogar auf diese physischen Abläufe Einfluss nehmen können.
Und nicht nur der bewusste Einfluss ist von Bedeutung, sondern vor allem das Unbewusste, wie etwa verdrängte Ängste, Sorgen und Stress. Durch solche negativen Einflüsse leidet die eigentlich vorhandene Fähigkeit des Menschen, die eigene Gesundheit zu stärken und zu erhalten. Denn die Verbindung zwischen dem physischen Körper und dem überforderten, pessimistisch eingestellten oder dem entspannten, optimistisch eingestellten Geist besteht zu jeder Zeit. Sie existiert außerdem in beide Richtungen und die Bereiche können sich gegenseitig sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Die Einheit zwischen Körper und Geist kann also für die eigene Gesundheit genutzt, oder zum Nachteil dieser, vernachlässigt oder gar verleugnet werden.
Eine Verbindung zwischen Körper und Geist erklärt auch, warum viele Krankheiten nicht lediglich auf körperlicher Ebene ausgetragen werden, sondern oft ein Zusammenhang zwischen psychischen und physischen Krankheiten besteht. Wer zum Beispiel psychische Probleme hat, entwickelt langfristig auch körperliche Symptome bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Und wer unter einer körperlichen Krankheit leidet, wird auch seine psychische Ebene nicht vor Auswirkungen schützen können.
Dieser Zusammenhang ist jedoch nicht grundsätzlich ein Nachteil, denn er kann auch bewusst genutzt werden. Wenn dies geschieht, spricht man von Selbstheilungskräften, die jeder Mensch in sich trägt. Dabei wird die geistige Ebene aktiv genutzt, um Einfluss auf die körperliche Ebene zu nehmen und diese bei der Genesung zu unterstützen und anzuleiten. Es gibt sogar ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit diesen Abläufen beschäftigt: Die Psychoneuro-Immunologie.
Die Voraussetzung für das Funktionieren der Selbstheilungskräfte ist immer der eigene Glaube an deren Wirksamkeit. Das mag auf den ersten Blick esoterisch erscheinen, hat aber sogar wissenschaftlich Hand und Fuß. Das beste Beispiel hierfür ist der bekannte Placebo Effekt. In vielen Studien zur Zulassung von Medikamenten ließ sich dieser bereits eindeutig feststellen. Es stellte sich nämlich heraus, dass sogar die Einnahme eines wirkungslosen Medikamentes (etwa in Form von Tabletten ohne Wirkstoff) den Probanden ausreichend Glauben an ihre Genesung vermittelte, dass sich eine Besserung einstellte. Die psychische Überzeugung davon, dass sie ihre Krankheit nun aktiv bekämpften, führte zur Aktivierung ihrer Selbstheilungskräfte und der Körper konnte sich dadurch selbst helfen.
Während der Glaube an die eigenen Heilkräfte und die positive, entspannte Einstellung diesen zu Gute kommt, gibt es auch Gegenspieler zu diesen. Psychischer Stress, Zweifel an sich selbst und negative Gedankenkreisläufe behindern die Selbstheilungskräfte. Auch das ist logisch zu erklären, denn Stress und Negativität rauben dem Körper Kraft, die dieser zur Selbstheilung so dringend bräuchte. Hinzu kommt, dass positive Gedanken blockiert werden. Diese würden zu einer Ausschüttung von Hormonen (etwa Glückshormonen) führen, welche die Selbstheilungskräfte ebenfalls unterstützen könnten.
In keinem Lebensbereich sollte die Wirkung und die schöpferische Macht der eigenen Gedanken unterschätzt werden – essentiell ist sie jedoch vor allem für die Selbstheilung. Wir wissen schon länger, dass wir unser Gehirn nur 10 % bewusst und 90 % unbewusst nutzen und somit ein riesengroßes Potential in uns ruht, was es nur richtig anzuzapfen gilt. Die Wirkung des Denkens lässt sich gut nachvollziehen, wenn man sich Gedanken als eine Form von Energie vorstellt. Je nachdem, mit welcher Kraft diese Energie wirkt (positiv oder negativ), setzt sie im Körper hilfreiche Kräfte frei oder raubt ihm Kraft. Außerdem wird davon ausgegangen, dass durch die Freisetzung von eigener Energie diese auch immer nach außen wirkt und Gleiches anzieht. D.h. die Energie folgt der Aufmerksamkeit und folglich ändert sich der Fokus auf das, was erreicht werden soll bzw. was einen derzeit an Themen beschäftigt.
Im Grundsatz bedeutet das, wer positive Gedanken hegt, hat eine positive Ausstrahlung und wirkt anziehend auf ähnlich gestimmte Menschen und Ereignisse. Diesem Menschen passieren dann auch entsprechend gute Dinge, die ihn wiederum in seiner Einstellung bestärken. Es entsteht ein angenehmer Kreislauf, der Inspiration bringt, Glückshormone ausschüttet und Lösungen entstehen lässt. Denn die eigene Wahrnehmung sorgt dafür, dass sämtliche Sinne darauf eingerichtet sind, alles zum Besseren zu wenden.
Aber auch anders herum funktioniert dieser Kreislauf leider sehr gut. Wer hauptsächlich negative Gedanken herrschen lässt, strahlt auch Pessimismus und Negativismus aus. Er zieht damit Menschen und Erfahrungen an, die ihn darin immer weiter bestätigen und alle seine Sinne suchen nach Bestätigung für seine Einstellung.
Im Rahmen der Selbstheilungskräfte funktioniert die Kraft der Gedanken ganz genauso, nur dass dabei die Körperfunktionen noch eine große Rolle spielen. Man kann sich das etwa wie bei der Gedankenkraft während einer sportlichen Leistung vorstellen. Wer kurz vor und während des Sportes davon überzeugt ist, die nötige Kraft und Ausdauer zu besitzen, der kann diese auch in sich mobilisieren und teilweise sogar über seine Grenzen hinaus gehen. Dafür sorgt die Ausschüttung entsprechender Hormone, die den gesamten Kreislauf auf Leistung einstellen. Wer jedoch an sich zweifelt, wird die Muskeln nicht ansprechen können und den Kreislauf nicht in Schwung bekommen, so dass er letzten Endes sich selbst in seinem “Das schaffe ich nicht”-Glauben bestätigt.
Positives Denken ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Aktivierung der Selbstheilungskräfte, aber leider nicht immer ganz einfach. Damit es besser funktioniert, gibt es einige erprobte Verhaltensweisen, die der Selbstheilung und den positiven Gedanken die beste Unterstützung bieten:
Durch seine Empfindungen und Reaktionen zeigt der Körper oft ganz genau an, wo es gerade Schwierigkeiten gibt und er Nachsicht und Hilfe gebrauchen könnte. Das kann Schlaf oder Erholung sein, Vitamine oder natürliche Heilmittel wie etwa ein heißer Tee, oder Bewegung und Lockerung bestimmter Muskelgruppen. In den Körper hinein zu spüren und dessen aktuelle Bedürfnisse zu respektieren ist der erste Schritt zur erfolgreichen Selbstheilung. Was gerade am hilfreichsten wäre mag nicht immer sofort umsetzbar sein, aber je öfter die eigenen körperlichen Bedürfnisse im Vordergrund stehen, desto dankbarer wird das gesamte System darauf reagieren. Die Grundtendenz sollte immer sein, den Körper anzunehmen, zu respektieren und bestmöglich zu unterstützen, dann verzeiht er auch gelegentliche Ausnahmen von dieser Achtsamkeit, während derer ihm mehr abverlangt wird.
Positive Gedanken und Gefühle können dafür sorgen, dass der Körper sogar unterstützend eingreift und Hormone freisetzt, die diese Grundstimmung sogar noch ankurbeln. Sämtliche Körperfunktionen laufen dann gesünder ab, der Kreislauf ist stabiler, das Herz schlägt regelmäßiger und das Gehirn ist auf Entspannung und Freude geschaltet. Um sich diese Glückshormone als körpereigene, gesunde “Droge” zu verabreichen, sollte man wissen, was glücklich macht. Das sieht für jede Person ganz anders aus, denn Glücksgefühle sind so individuell wie es Menschen sind. Wer weiß, was ihn glücklich macht, sollte sich das im Sinne der Selbstheilungskräfte also regelmäßig gönnen!
Die Einheit von Körper und Geist wurde bereits verdeutlicht, so dass es nur verständlich ist, dass ein entspannter Kopf auch einen entspannten Körper bedingt. Zur Vermeidung und Linderung von zum Beispiel Muskelverspannungen, einem gestressten Verdauungssystem oder Kreislaufproblemen lassen sich daher Entspannungsmethoden optimal einsetzen. Die geistige und emotionale Entspannung überträgt sich dabei auf den gesamten Körper und die jeweiligen Problembereiche, so dass der Körper wieder Energie schöpft und die Selbstheilung dort in Angriff nehmen kann. Geeignete Methoden sind, je nach persönlicher Vorliebe, Yoga, Meditation, Sport, Achtsamkeitsübungen und sogar einfach nur ausreichend Schlaf. Auch geführte Meditationen, Traumreisen mittels CD oder MP3 oder auch die progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen zeigen, wie effektiv es ist zu erlernen den Körper bewusst – von Muskelgruppe zu Muskelgruppe – bewusst zu entspannen.
Es ist ein Trugschluss, dass negative Gedanken zu Gunsten der positiven Grundeinstellung um jeden Preis vermieden werden müssen. Auch sie gehören zum Alltag dazu und haben ihre Daseinsberechtigung. Es kommt lediglich darauf an, wie mit ihnen umgegangen wird, um ihnen die langfristige und ernsthafte Wirksamkeit zu nehmen. Denn negative Gedanken zu verdrängen führt nicht automatisch zu positiven Gedanken – ganz im Gegenteil, sie bekommen unterbewusst nur noch mehr Macht, da sie nicht abgeschlossen sind. Auch ist es eine Möglichkeit seine negativen Gedanken bewusst wahrzunehmen, jedoch nicht zu bewerten, um diese negativ belastenden Gedanken auf Dauer zu entschärfen.
Eine andere bekannte Möglichkeit sich selber positiv zu triggern ist die Gedankenstopp-Technik, dass man sich bei negativen Gedanken ein „rotes Blaulicht“ oder blaues Stoppschild vorstellt und das solange, bis die negativen Gedanken vorbei gehen bzw. bis der Impuls darüber zu grübeln nachlässt.
Eine Verneinung von Wörtern wie nein, keine und nicht kann das Gehirn nur schwer verarbeiten. Dieses wurde mittels EEG Aufzeichnungen ausgewertet: Aussagen wie: „Ich habe keine Angst“ sollten daher positiv formuliert werden mit der Aussage „Ich bin mutig“.
Wichtig hierbei ist es zu beachten, dass gerade die Formulierung der Glaubenssätze in der Gegenwart, in der ICH Form und positiv formuliert werden.
Der so wichtige Glaube an die Selbstheilungskräfte des eigenen Körpers wird leicht erschüttert, wenn Menschen aus dem direkten Umfeld dagegen arbeiten. Vor allem wer sich leicht von anderen Personen beeinflussen lässt, nimmt sich selbst dadurch die Chance, die Selbstheilungskräfte unbeeinflusst wirken zu lassen und ihnen optimistisch gegenüber zu stehen. Negativ denkende Menschen ziehen (oft auch ohne es zu wissen oder zu wollen) ihre Mitmenschen in ihren Kreislauf aus Pessimismus hinein. Um sich davor zu schützen ist es wichtig, deutliche Grenzen zu setzen und bestimmte Lebensbereiche (wie etwa die Überzeugung von den eigenen Selbstheilungskräften) nur mit Menschen zu teilen, die optimistisch und bestärkend sind.
Für eine wirksame Selbstheilung kann es wichtig sein, zunächst zu erkennen, warum die Beschwerden gerade jetzt auftreten. Oft stecken wichtige Gründe oder sogar ein tieferer Sinn hinter Krankheiten. Das Unterbewusstsein möchte durch sie deutlich machen, dass etwas im Leben gründlich schief läuft und nicht gut tut. In diesem Fall können die Selbstheilungskräfte erst wirken, wenn die zu Grunde liegende Ursache gelöst wurde. Vielleicht handelt es sich dabei um verdrängte Ängste, einen zu stressigen Alltag oder ungelöste Familienprobleme?
Durch die Kraft der Gedanken lassen sich die positiven Bereich des Lebens unterstützen und erweitern, so dass immer größere Kraftquellen zur Verfügung stehen, wenn die Selbstheilungskräfte relevant werden. Das funktioniert ganz einfach durch das Zelebrieren von Dankbarkeit und die bewusste Wahrnehmung von allem, was im Leben gut und schön ist. Wer sich auf diese Aspekte seines Lebens konzentriert und Energie hinein steckt, wird sie wachsen und gedeihen sehen und kann in herausfordernden Zeiten (etwa während einer Krankheit) als Quelle des Optimismus auf sie zurück greifen.
Je besser das Leben auf die eigenen Bedürfnisse und Eigenschaften ausgelegt ist, desto wohler und sicherer fühlt man sich darin. Eine gut abgestimmte und authentische Lebensgestaltung gibt Körper und Geist Energie, da viele Bereiche als Kraftquellen genutzt und kraftraubende Bereiche dadurch leicht ausgeglichen werden können. Eine positive Gestaltung beinhaltet zum Beispiel, dass Prioritäten gesetzt werden und ein Großteil der Zeit und Energie den Dingen zu Gute kommt, die den eigenen Werten und Interessen entsprechen. Hilfreich sind dabei auch angenehme Rituale und stetige Veränderungen im Sinne der persönlichen Lebensziele. So bleibt das Leben im Fluss und positive Gedanken haben es leicht, die Oberhand zu halten.
Auch wenn es in manchen Phasen schwer erscheinen mag, ist der beständige Fokus auf den Wunschzustand essentiell für die Selbstheilungskräfte. Auch und gerade während eventueller Tiefpunkte, hilft das Visualisieren von künftiger Besserung dem Geist dabei, die nötigen Mechanismen im Körper in Gang zu setzen. Durch die detaillierte Vorstellung eines gesunden und fitten Körpers werden bereits kleinste Schritte und Veränderungen in diese Richtung wahrgenommen und motivieren dazu, weiterhin an die kontinuierliche Besserung zu glauben. Je mehr positive Emotionen und Empfindungen mit dieser Vision verknüpft werden, desto wirkungsvoller ist sie.